Optimieren sich Männer und Frauen anders? - Die Soziologin Greta Wagner spricht in einem Interview mit “der Freitag” über diese und andere Selbstoptimierungs-Fragen
Heute habe ich mal wieder etwas neues über Selbstoptimierung gelesen. Da das nicht allzu oft vorkommt, muss ich es gleich hier teilen. In der Berliner Wochenzeitung “der Freitag” erschien ein Interview zum Thema Selbstoptimierung mit der Soziologin Greta Wagner. Greta Wagner forscht seit ein paar Jahren an der Goethe-Universität Frankfurt am Main zum Thema Selbstoptimierung. Letztes Jahr erschien ihr Buch “Selbstoptimierung - Praxis und Kritik von Neuroenhancement”.
Im Interview geht es darum, wie Selbstoptimierung praktiziert wird, wo sie herkommt, wie es vom Wunsch nach mehr Selbstentfaltung zur Selbstausbeutung gekommen ist und wie Selbstoptimierung -insbesondere Selbstoptimierung im Berufsleben- mit Selbstüberforderung und Burnout zusammenhängt.
Neu war für mich die Frage, ob Männer und Frauen Selbstoptimierung auf unterschiedliche Weise betreiben. Wagner führt hier als Beispiel an, dass Frauen sich stärker im Bezug auf ihr Äußeres optimieren als Männer und auch eher Optimierungsbedarf sehen, wenn es um emotionale Arbeit oder Sorgearbeit geht, also darum,die eigenen Gefühle zu verstehen, empathisch zu sein und andere emotional zu unterstützen. Die Frage nach den Geschlechtsunterschieden ist auf jeden Fall eine wichtige Frage, mit der zumindest ich mich weiter beschäftigen werde. Wenn Frauen und Männer sich in unterschiedlichen Bereichen optimieren, dann unterscheiden sie sich wahrscheinlich auch darin, inwiefern sie Selbstoptimierung als Belastung und Stressfaktor oder als Herausforderung und Wachstumschance empfinden.
Das Interview schließt mit einer weiteren wichtigen Frage: Was können wir gemeinsam gegen den Selbstoptimierungs-Zwang tun? Eine Frage, die neben der ganzen Kritik an Selbstoptimierung viel zu selten gestellt wird. Hier empfiehlt Greta Wagner Zusammenhalt und Solidarität aufzubauen: In einer Gemeinschaft, in der Kooperation statt Wettbewerb herrscht, in der man sich gegenseitig unterstützt, braucht es keine Selbstoptimierung mehr um die eigene Position zu sichern, weil man stattdessen aufeinander vertrauen kann.
Hier geht's zum Interview:
https://www.freitag.de/autoren/pep/wir-koennen-ja-nicht-ueberall-perfekt-sein-zur-person
Verweise
Foto von Mike Wilson auf Unsplash