Kampf den Häufchen - Silicon Valley muss sauber bleiben!
Ich habe oft das Gefühl, dass ich nichts vom unternehmerischen Geist des Silicon Valley mitbekomme, weil ich nicht bei einem Start up oder bei Google, Facebook oder Apple arbeite. Doch es gibt immer wieder Momente, in denen mir schlagartig bewusst wird, dass wir uns hier im Zentrum des Fortschritts befinden. Letzte Woche hatte ich wieder so einen Moment, als ich in meinen Posteingang geschaut habe. Das Management unserer Wohnanlage hat uns per Email darüber informiert, dass ab sofort von allen Hunden, die hier wohnen, DNA-Proben genommen werden.
Die DNA-Proben sollen dabei helfen, die Anlage sauber zu halten, indem sie es ermöglichen, Hundehaufen ihrem Besitzer zuzuordnen. Beim Einzug oder bei Verlängerung des Mietvertrages müssen die Mieter nun ihre Hunde mit in die Verwaltung bringen, damit eine DNA-Probe von ihnen genommen werden kann. Dazu wird mit einem Wattestäbchen an der Mundschleimhaut entlang gefahren, wie man das aus dem Tatort oder anderen Krimis kennt, nur eben nicht bei einem mutmaßlichen Killer sondern bei Dackel Waldi. Die DNA-Probe wird dann in einer Datenbank hinterlegt. Wird ein herrenloser Hundehaufen in der Anlage gefunden, wird er eingesammelt und einer DNA-Analyse unterzogen. Kann das Häufchen einem Hund zugeordnet werden, müssen Herrchen oder Frauchen des Täterhundes 110$ Strafe bezahlen. Das Unternehmen, das sich um die DNA-Tests kümmert, trägt den klangvollen Namen Mr. Dog Poop (Herr Hundekot). Welcome to Silicon Valley, wo das Geld auf der Straße liegt, und es für jeden Sch*** ein Start up gibt! ¹
Das dachte ich zumindest, bis ich dann auf Spiegel Online, gelesen habe, dass in Jena ähnliche DNA-Tests gemacht werden sollen, um die Stadt sauber zu halten. ²
Ich weiß, als typische Deutsche muss ich alles kritisch sehen, wo ich doch lieber dankbar sein sollte, dass ich in einem Umfeld wohne, in dem Sauberkeit, Sicherheit, Recht und Ordnung so ernst genommen werden. Trotzdem frage ich mich, was die Mitarbeiter der Hausverwaltung von ihren neuen Aufgaben im Kampf für eine häufchenfreie Anlage halten: einem Pitbull ein Wattestäbchen ins Maul stecken, Kotproben einsammeln und untersuchen, daran hatten sie bei der Bewerbung wahrscheinlich nicht gedacht.
Verweise
[1] Der Ehrlichkeit halber sollte ich erwähnen, dass Mr. Dog Poop zwar ein Start up ist, seinen Sitz und sein “Crime Lab” für die DNA-Analyse aber in Florida hat.